Spirale e Wunderkammer

FRANCESCO BORROMINI. ARCHITEKT 1599–1667
Rom, 15.12.1999–28.2.2000
Wien, 12.4.–25.6.2000
Kuratoren:
Richard BÖSEL und Giuseppe BONACCORSO (FWF-Projekt), Historisches Institut Rom

Im Zentrum der Ausstellung steht eine repräsentative Auswahl der in der Albertina verwahrten originalen Entwurfszeichnungen, Studien und Präsentationsplänen des Architekten; ergänzt durch wichtige Blätter aus Rom, Berlin, Windsor und Stockholm. Künstlerische Objekte von höchster Qualität und großem visuellen Reiz (Veduten, malerische und skulpturale Auftraggeberporträts, Kupferstiche, Medaillen, Elfenbeindrechslereien usw.), aber auch andere Zeitdokumente (Autographen, illustrierte Bücher, naturwissenschaftliche Instrumente und Baugeräte) erhellen die vielfältigen Aspekte der römischen Barockkultur, die architekturtheoretischen, philosophischen, wissenschaftlichen, sozialen, politischen und religiösen Voraussetzungen für das Bauschaffen Borrominis.

Entscheidendes Anliegen der Ausstellung ist eine publikumswirksame Auseinandersetzung mit dem Thema. Baukunst als Ausstellungsgegenstand erfordert wie kein anderes Medium Einbettung in die kulturgeschichtlichen Hintergründe; daneben aber vor allem auch didaktische Verständlichmachung und multimediale Veranschaulichung. Die entsprechenden Hilfsmittel – Gebäude- und Strukturmodelle, computergestützte Projektrekonstruktionen, Baukörperanalysen, virtuelle 3D-Darstellungen, Raumerlebnisse und -spaziergänge, bzw. Fotos, Abgüsse und Repliken - werden unter Anwendung modernster Technologien vorbereitet. Die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der Photogrammetrie, der Computerzeichnung, der Videoanimation und der Stereolithographie erlauben es, vielfältige Formen einer wissenschaftlich fundierten, aber absolut laienfreundlichen Architekturvermittlung zu entwickeln. Dabei hilft der Umstand, daß die entsprechenden Produkte alle auf ein und derselben Grundlage (nämlich der dreidimensionalen geometrischen Definition im Computer) basieren: möglichst umfassende Entwicklungsstrategien, ein hoher Grad an Arbeitsökonomie und relativ niedrige Herstellungskosten sind die positive Folge.

Neuerdings entwickelte Ausstellungstechniken ermöglichen es, den scheinbaren Widerspruch zwischen einer ästhetisch adäquaten, traditionellen Objektpräsentation einerseits und einer high-tech-orientierten Kenntnisvermittlung andererseits zu überwinden: etwa durch Videobegleiter, die es dem Ausstellungsbesucher erlauben, unmittelbar vor dem Exponat (z.B. einer originalen Entwurfsskizze) auf visuelle Erläuterungen zurückzugreifen, die anspruchsvollen Inhalte und Gesetzmäßigkeiten der zeichnerischen Darstellung gleichsam spielerisch zu erfassen.

Über den üblichen Kreis interessierter Museums- und Ausstellungsbesucher hinaus sollten es vor allem Schüler und Studenten sein, die von diesen Zielsetzungen der wissenschaftlichen Interpretation und didaktischen Aufbereitung profitieren können.
Das in den letzten Jahren spürbar wachsende Interesse an architektonischen Themen und deren verstärkte Präsenz in den Medien gibt Hoffnung auf eine lebhafte und positive Resonanz des Publikums.